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Julio Rey - König von Hamburg

  

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Im Überkreuzvergleich zum fast parallel laufenden London-Marathon zog sich der WM-Achte bei seinem Hamburger Tempolauf prächtig aus der Affäre, denn in dem mit Weltklasseathleten gespickten Rennen an der Themse waren lediglich die beiden Erstplatzierten Felix Limo (2:06:39) und Martin Lel (2:06:41) schneller, weltweit in dieser Saison zudem nur noch in Rotterdam Sammy Korir (2:06:38) und Paul Kiprop (2:06:44) besser, mit dem dortigen Dritten Charles Kibiwott darf er sich nun die fünftschnellste Zeit weltweit teilen.

„Dank Julio Rey haben wir eine weitere Marke unterboten, so dass wir als drittschnellster Frühjahrsmarathon bis zum Herbst ein prächtiges Pfund zu bieten haben“, resümierte Rennleiter Wolfram Götz im Ziel. „Damit hat Hamburg weiter an Wert gewonnen!“


Reys weise Entscheidung: Für Hamburg und gegen London


Julio Rey hatte dabei vierzig Kilometer lang allerdings seinen lieben Schaff, den enorm starken Robert Cheboror in Schach zu halten, der mit 2:07:37 Stunden ebenfalls eine Weltklassezeit im Ziel an der Großbaustelle Messe Hamburg abliefern konnte. Mit James Rotich (2:09:25) blieb noch ein weiterer Kenianer unter der begehrten 2:10 Stunden-Marke, die der Frankfurt-Sieger auf Rang vier mit einer Punktlandung exakt traf.

Eine glänzende Bilanz für Hamburg, das im 21. Jahr nicht nur mit Conergy einen neuen Titelsponsor aufzubieten hatte, sondern auch das vielleicht stärkste Männerfeld seiner Geschichte mit insgesamt sieben Läufern am Start mit einer Bestzeit von unter 2:10 Stunden. Rey, der sich erst spät für Hamburg und damit gegen London ausgesprochen hatte, brachte seinen vierten Erfolg an der Alster kurz und knapp auf den Punkt:

„Beste Form, bestes Wetter und die besten Hasen!“ Die gerade einmal sechs Monate alte Tochter Julia hatte im Ziel mit dem überglücklich den Asphalt küssenden Vater ihren ersten großen medialen Auftritt, denn im verständlichen Jubel des Rey-Clans durfte der junge Spross des Marathonmannes keineswegs fehlen.


87.500 Euro 

Eine vielleicht mögliche Europarekordzeit verpasste Julio Rey kurz vor seinem beherzten Antritt in der Rothenbaumchaussee nach 40 km, als er in einem taktischen Spielchen mit dem einzig verbliebenen Konkurrenten Robert Cheborer einen Kilometerabschnitt in lediglich 3:20 Minuten absolvierte.

Letztlich der einzige Makel bei einem fulminanten Erfolg, der ihm eine Einnahme von 87.500 Euro bescherte.


Auch Ulrike Maisch setzt auf Hasen!


Bei den Frauen bahnte sich eine faustdicke Überraschung an, als die favorisierte Vorjahressiegerin Edith Masai ihrem furiosen Tempo Tribut (1:10:54) zollen musste und den Weg ebnete für die mit einer Bestzeit von 2:29:30 angereiste 21jährige Robe Tola.

Die junge Äthiopierin steigerte sich im dritten Rennen ihrer Karriere auf 2:24:35 – und egalisierte damit die Streckenrekordmarke von Katrin Dörre-Heinig aus dem Jahr 1999.

Grund zum Jubeln hatte auch Ulrike Maisch, die mit 2:31:56 Stunden als Neunte des starken Frauenfeldes die DLV-Norm für die Europameisterschaften klar unterbot. „Ich bin superglücklich!“ gestand die Rostockerin. Nach einer längeren Durststrecke überaus verständlich.

Sie hatte allerdings mit Matthias Weippert, dem Sohn ihres Trainers und Martin Beckmann zwei exzellente Tempomacher, die sie bis 35 km mustergültig führten. „Ich konnte im Ziel die Laufzeit nicht einmal mehr erkennen, so kaputt war ich!“ Das durfte sie allerdings auch, schließlich stand für die 25jährige nach überstandener Achillessehnenoperation einiges auf dem Spiel. „Hauptsache Norm. Alles andere ist egal! Darauf lässt sich doch aufbauen!“

Wenige Meter neben der Strahlefrau kauerte Romy Spitzmüller enttäuscht am Boden, sie hatte sich ebenfalls nach Verletzungspause mehr als eine 2:36er Zeit vorgestellt. Stefanie Maier hingegen gelang als Vierzehnte mit 2:39:35 eine neue Bestzeit.


Rolf Aldags neue (gute) Erfahrungen

„Aufgeregter als bei der Tour de France“ fühlte sich Marathon-Debütant Rolf Aldag. Der fast wie Julio Rey im Medieninteresse stehende frühere Radprofi aus dem T-Mobil-Team hatte sich selbst allerdings in eine deutlich höhere Leistungserwartung gebracht, als er vor Wochenfrist 34:02 Minuten über 10 km beim Paderborner Osterlauf gerannt war.

Und der Lange lief ein bravouröses Rennen in 2:42:54 Stunden. „Anfangs dachte ich, das ist wie Volkswandern“ gestand Rolf Aldag in seiner gewohnt pointierten Art. „Ich habe mich gut gefühlt. Ich dachte, das könnte eine 2:36 oder auch eine 2:54 werden. Aber schon nach 10 km habe ich mir die Beine festgelaufen. Das war dann richtig hart....!“

Eine Wiederholungsgefahr sieht der frühere Radprofi aktuell noch nicht, schließlich steht zunächst der Ironman Lanzerote an. „Bei den Frauen wäre ich vielleicht gerade einmal Fünfzehnte geworden. Das ist nicht die Perspektive, die ich im Marathonlauf für mich sehe!“ Und Rolf Aldag machte für sich persönlich die Erfahrungen, die jeder Hobbyläufer in der Tat auch macht.

Auf die Frage, was schwerer sei, Radrennen oder Marathon, antwortete er trocken: „Das Trinken aus dem Becher. Ich wollte vermeiden, dass ich mich schon nach fünf Kilometern wie geduscht fühlen müsste. Ich habe heute viele neue Sachen gelernt“.

Seit Februar hat er übrigens insgesamt 650 Laufkilometer absolviert, davon die Hälfte mit dem Babyjogger im 5:30er Tempo – anständiger Aufwand für eine stattliche Marathon-Endzeit.


Wilfried Raatz 

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