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Weltrekordler und Wunderläufer aus Dresden - die deutsche Lauflegende

Rudolf Harbig kennt jeder. Rudolf Harbig sollte jeder kennen.

Nach ihm sind in Deutschland unzählige Stadien und Sporthallen, Straßen und Plätze benannt und sein Abbild ziert Briefmarken. Sogar Sportfeste tragen seinen Namen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) schließlich vergibt seit dem Jahre 1950 ihm zu Ehren eine Statue als jährlichen Rudolf-Harbig-Wanderpreis an über lange Zeit erfolgreiche Aktive für ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Leichtathletik. Rudolf Harbig und der Gedenkpreis bilden gleichermaßen ein wichtiges Vorbildsignal für die Jugend. Über diesen Rudolf Harbig ist jetzt (allerdings ziemlich versteckt!) eine neue sowohl äußerst bemerkenswerte als auch sehr lesenswerte Biographie erschienen.

Einer der größten Leichtathleten seiner Zeit - von  1:49,4 auf 1:46,6

 

Wer ist Rudolf Harbig? Rudolf Harbig war einer der größten Leichtathleten seiner Zeit, dessen läuferische Leistungen bis heute nachwirken. Bei den Deutschen Meisterschaften am  9. Juli 1939 im Berliner Olympiastadion lief er Deutschen Rekord  über 800m in 1:49,4 min. Eine Woche am 15.07.1939 später bei einem Länderkampf gegen Italien in Mailand pulverisierte er diese Zeit auf die damalige Fabelzeit von 1:46,6 min. Den aktuellen Weltrekord hielt bis dato Sydney Wooderson (GBR) mit 1:48,4 vom 20.09.1938.

Rund 15 Meter Vorsprung hatte er gegenüber seinem ärgsten italienischen Verfolger Lanzi. Rudolf Harbig hatte sich mit diesem großartigen Rennen selbst ein sportliches Denkmal gesetzt. Dieser Weltrekord sollte fortan insgesamt 16 (!) Jahre Bestand haben. Deswegen hören und lesen wir immer noch und irgendwo den Namen Rudolf Harbig … der eben schon zu Lebzeiten als ein Vorbild dafür galt, was man im Sport mit Disziplin, Fleiß und Willenskraft erreichen kann.

18 Deutsche Rekorde


Rudolf Harbig wurde am 8. November 1913 im Dresdner Ortsteil Wilder Mann geboren. Sein läuferisches Talent hat namentlich Woldemar Gerschler beim Dresdner Sport-Club gefördert, ein damals einflussreicher Trainer, der später in Freiburg ansässig und durch die von ihm forcierte sog. Intervallmethode bekannt wurde. Zu Harbigs größten Erfolgen zählen u. a. zwei weitere Weltrekorde über 400 m (46,0 sec) und über 1.000 m (2:21,5 min), zwei Europameistertitel, insgesamt 18 Deutsche Rekorde über 400 m, 500 m, 800 m, 1.000 m sowie in Staffeln über 4x400 m und 4x800 m.

Er gewann bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin  mit der 4 x 400m Staffel die Bronzemedaille. Durch eine Darminfektion verpasste er krankheitsgeschwächt hier den Endlauf über seine Paradestrecke, die 800m. Rudolf Harbig (nur 1,74 cm groß und 63 kg schwer) startete später für Eintracht Braunschweig.

Fakten aus dem kurzen Leben

 

Diese und viele andere Fakten aus dem (kurzen) Leben von Rudolf Harbig, der während des Zweiten Weltkrieges am 5. März 1944 als Fallschirmjäger in der Ukraine ums Leben kam, kann man jetzt nachlesen in den 16 Kapiteln (u. a. Harbigs Kindheit und Jugend, Dunkle Wolken, der Mittelstreckenlauf nach der Ära Harbig) des kleinen Bändchen von Erhard Mallek (geb. 1925), ein pensionierter Diplom-Sportlehrer, der früher selbst als Leichtathlet für Hannover 74 startete und u. a. 1953 Deutsche Vizemeister im Weitsprung wurde.

Der Autor lebt heute in Dresden. Das Buch will demzufolge gerade, aber nicht nur die Dresdner Bevölkerung aufklären und an Rudolf Harbig erinnern, zumal das Stadion des Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden jetzt (wieder) seinen Namen trägt. Aus der Familie von Rudolf Harbig lebt heute noch seine im Jahre 1943 geborene Tochter Ulrike, die bis zu ihrer vorzeitigen Pensionierung als Lehrerin in Bayern arbeitete.


Erhard Mallek:

Rudolf Harbig. Der Wunderläufer aus Dresden.

Meißen: Verlagsgesellschaft Meißen 2005; 65 S.; 8,50 €. Das Buch aus der Edition Sächsische Zeitung ist zu beziehen bei der RuV Elbland GmbH, Neugasse 5, 01662 Meißen, per Telefon unter 03521/41045520 sowie im Internet unter

www.sz-online.de.

 

Dr. Detlef Kuhlmann