Newsarchiv

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80 Jahre Silvesterlauf in São Paulo/Brasilien - Lauf mit großer Vergangenheit

Für einen Strassenlauf ist dies ein langes Leben. Auf dem amerikanischen

Kontinent ist nur der Boston-Marathon einige Jahre älter, er wurde 1896

zum ersten Mal gestartet.

In Brasilien war es der Sportjournalist Caspar Libero, der aus einem

Studienaufenthalt von Paris zurückkam und dort einen

mitternächtlichen Stadtlauf mit Fackeln gesehen hatte.

Mit diesem Eindruck kam er in seine Heimatstadt zurück und organisierte

1925 den ersten Silvesterlauf, der kurz vor Mitternacht gestartet wurde und den

Sieger im Neuen Jahr ankommen liess.

Startberechtigt waren nur 48 Läufer aus São Paulo.

Erst 1941 Läufer aus anderen Staaten

Erst 16 Jahre später, 1941 durften Läufer aus anderen Staaten

Brasiliens an den Start und sogleich siegte mit José Tibúrcio ein

Läufer aus Minas Gerais.

1945 wurden dann erstmals Läufer aus anderen südamerikanischen

Ländern eingeladen unter ihnen Oscar Moreira aus Uruguay der 1947 die

Bestzeit für die 7 Kilometer mit 21:45 Minuten aufstellte.

Damit war es auch mit brasilianischen Siegern für 34 Jahre

vorbei.

Finne Heino der erste europäische Sieger

1949 nahmen erstmals Europäer an dem immer populärer werdenden Lauf

zum Jahresende teil. Der erste Sieger aus dem alten Kontinent war 1949 der

Finne Viljo Heino. In den 50er Jahren war es für viele europäische

Langstreckler eine willkommene Unterbrechung des Wintertrainings in São

Paulo zu starten. So errang der Deutsche Erich Kruzycki (Victoria Hamburg) 1951

den ersten und einzigen deutschen Sieg beim Männerlauf.

Zatopek

1953 siegte der unvergleichliche Emil Zatopek und damit war es für viele

Spitzenläufer eine Ehre in der feuchten, tropischen Nacht von São

Paulo laufend das Neue Jahr zu beginnen. Gaston Roelants aus Belgien siegte

zwischen 1964 und 1968 viermal. Inzwischen wurde der Lauf auf 10 Km erweitert,

1970 siegte der Marathonolympiasieger von München, Frank Shorter.

Danach begann wieder die Epoche der südamerikanischen Läufer, Victor

Mora aus Kolumbien siegte zwischen 1972 und 1981 insgesamt vier Mal.

1980 war es dann endlich soweit, dass mit dem Lokalmatador José

João da Silva ein Brasilianer diesen bereits legendären Lauf

gewann.

Stark war die Konkurrenz in den Jahren danach, der Sieger hiess 1982 und 1984

Carlos Lopez aus Portugal, der damalige Weltrekordhalter im Marathon.

Danach kam die Zeit des kleinen Rolando Vera aus dem Hochgebirge Ecuadors, er

siegte von 1986 bis 1989 viermal hintereinander. Nach den Siegen des

Portugiesen Artur Barrios 1990 und 1991 begann das Zeitalter der Kenianer und

der Brasilianer, der mittlerweile auf 15 Km erweiterte Silvesterlauf wurde zu

einem Zweikampf zwischen den Ostafrikanern und den Brasilianern.

Paul Tergat siegte fünfmal - Rekordsieger

Wobei sich besonders der heutige Weltrekordhalter im Marathon von Berlin 2003

(2:04:55), Paul Tergat (KEN)in diesen Lauf verliebte, er siegte zwischen 1995

und 2000 insgesamt fünfmal und ist damit bis heute Rekordsieger. Der

Sieger ab 2002 ist Robert Cheruiyot, der sich lediglich 2003 der neuen

brasilianischen Marathonhoffnung Marilson Gomez de Santos beugen

musste.

Jahr der Frau - Christa Vahlensieck siegte zweimal

Ab 1975 wurde zu Ehren des Jahres der Frau ein separater Damenlauf

eingeführt, die beiden ersten Wettbewerbe gewann die Deutsche Christa

Vahlensieck, in den achtziger wurde dieser Lauf klar von der kleinen

Portugiesin Rosa Mota beherrscht, sie siegte zwischen 1981 und 1986 sechsmal

hintereinander.

Danach kam die Zeit der Mexikanerinnen, Maria Del Carmen Dias siegte zwischen

1989 und 1992 dreimal und wurde nur 1991 von ihrer Landsmännin Maria Luisa

Servin knapp geschlagen. Danach kam es wie bei den Herren zu Zweikämpfen

zwischen Brasilianerinnen und Kenianerinnen.

Wobei sowohl 2003 als auch 2004 die junge Lydia Cheromei als Siegerin in

Brasiliens Prachtstrasse Avenida Paulista einlief.

Fernsehen änderte Startzeiten

Leider hat das Fernsehen mit seiner Allmacht den traditionellen Rhythmus des

Laufs um Mitternacht abgeschafft, so dass seit 1989 der Damenlauf in der

sengenden Hitze von über 35 Grad um 15.00 Uhr gestartet wird.

Auch die Herren kämpfen gegen 17.00 Uhr noch mit Temperaturen um 30 Grad

C. Wenn nicht wie 2003 ein erfrischender Regenguss die Qual der Läufer

etwas lindert, kann man kaum mit Spitzenzeiten rechnen, denn immerhin

beinhaltet dieser Stadtlauf sieben Steigungen, davon die letzte zwischen km 13

und km 14,5 auf einer Länge von 1,5 km.

Dort stehen dann die Ärzte und Krankenwagen oft dichtgedrängt, denn

nicht jeder der mittlerweile 15 000 Läufer hat sich adäquat

vorbereitet, zu sehr ist der Paulistaner Silvesterlauf ein Volksfest geworden

mit dem das grosse Jahresendfest, das dann um Mitternacht etwa 2 Millionen

Menschen auf die Paulista bringt, beginnt.

Nicht jedem Läufer geht es dabei um den Sieg oder eine gute Zeit, so ist

das Dabeisein und die Kostümshow genauso wichtig wie der sportliche

Teil.

Eckhard E. Kupfer

Sao Paulo

Der Autor des Beitrags Eckard E. Kupfer ist Deutscher, der seit

Jahrzehnten in Südamerika beruflich tätig und

"läuferisch" als Jogger aktiv ist.

Weitere Berichte aus Südamerika von Eckhard Kupfer:

10 Jahre São Paulo Classic - zu Ehren des bekanntesten

Sklaven

12.500 Läufer und Läuferinnen am Start -

www.real-berlin-marathon.com/news/show/002685

16. Halb-Marathon Buenos Aires, der schnellste

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Die Brasilianer treibt es nach Buenos Aires um ihre Bestzeiten in der guten

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www.real-berlin-marathon.com/news/show/002531