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Vater der Ausdauerbasis

Der neuseeländische Erfolgstrainer Arthur Lydiard (geboren am 6. Juli 1917) ist am 11. Dezember 2004 in Houston/Texas während einer Vortragsreise durch die USA nach einem Herzinfarkt im Hotel gestorben. Er wurde 87 Jahre alt. Der in Auckland geborene Langstreckentrainer (Foto Mark Shearman) wurde in nur einer Stunde durch die Erfolge seiner beiden Athleten Peter Snell und Murray Halberg bei den Olympischen Spielen 1960 weltweit bekannt: Snell gewann die 800 Meter, Halberg die 5000 Meter, dazwischen lagen nur etwas mehr als 60 Minuten. Die Trainingsmethode hinter diesen Erfolgen schien revolutionär.


Neuseeländischer Erfolgstrainer Arthur Lydiard - Photo von Mark Shearman

Lydiard zeigte, dass die Ausdauer auch im Mittelstreckentraining die entscheidende Komponente ist, und ließ 800-m-Läufer 100 Meilen (160 km) und mehr pro Woche laufen. Legendär waren seine sonntäglichen Long Jogs in der Gruppe über 22 Meilen (35 km) bei Auckland auf einer hügeligen Asphaltstraße, an denen auch Peter Snell teilnahm. Snell lief im Dezember 1961 den Marathon in 2:41 Stunden, bevor er nur einen Monat später Weltrekorde über 800 m, 880 yards und eine Meile lief.

17 Olympiamedaillen für seine Athleten

Lydiard selbst führte 17 Athleten zu olympischen Medaillen, seine Trainingsmethode wurde weltweit anerkannt und übernommen. Neuseeländische Weltklasseläufer wie Dick Taylor, Rod Dixon, Dick Quax und der 1500-m-Olympiasieger von Montreal 1976, John Walker, trainierten nach Lydiards Ideen, ebenso wie der Australier Ron Clarke, der in den sechziger Jahren 19 Weltrekorde aufstellte. 1967 wurde Lydiard vom finnischen Verband als Trainer verpflichtet; er bildete dort die Trainer aus, deren Läufer in den siebziger Jahren erfolgreich waren. Erwähnenswert sind vor allem die Langstreckenerfolge von Lasse Viren, der bei den Olympischen Spielen 1972 und 1976 vier Goldmedaillen (5000, 10000 m) gewann. Lydiards Einfluss auf die Trainingswissenschaft wurde weltweit spürbar von der Mittelstrecke bis zum Marathon, und auch heute noch sagen Top-Athleten wie Paula Radcliffe (Marathon-Weltrekordlerin) oder Kelly Holmes (800-m-Olympiasiegerin 2004), dass ihre Trainingsphilosophien in der direkten Tradition Lydiards stehen.

Ein ehemaliger Rugbyspieler

Lydiards Sportkarriere begann zunächst als Rugby-Spieler, der außerhalb der Saison auch lief. Aber schnell war sein Interesse für den Marathon geweckt. Er wurde 1953 und 1955 neuseeländischer Marathon-Meister, gewann zwischen 1949 und 1955 sechsmal den Auckland-Marathon, wenn auch seine Bestzeit mit 2:39:05 Stunden nicht spektakulär war. Er beeindruckte vor allem durch seine innovativen Trainingsideen und nicht zuletzt durch seine Ausstrahlung, deshalb war er bis zu seinem Lebensende ein gefragter Trainer. Er unterwies über Jahrzehnte weltweit hunderte Trainer und Athleten in seiner Trainingsmethodik und blieb doch immer bescheiden. Bestes Beispiel ein Zitat aus jüngster Vergangenheit zum Erfolg des Lasse Viren: „Er schreibt mir jedes Jahr eine Weihnachtskarte, in der er sich für seine großen Erfolge bei mir bedankt. Dabei habe ich ihn nie selbst trainiert, sondern nur seinen Trainer dazu gebracht, das Richtige mit ihm zu tun.“ Mit dem Laufboom, der in den siebziger Jahren begann, wurde Lydiard populär und zu dem, was man heute einen Lauf-Guru nennt.

Martin Grüning

www.runnersworld.de

RUNNER´S WORLD-Redakteur Martin Grüning zählte in den achtziger Jahren zu den besten deutschen Langstreckenläufern. Auch er trainierte nach Lydiards Trainingsprinzipien. Seine Trainingspläne, nach denen heute tausende RW-Leserinnen und -Leser erfolgreich trainieren, basieren zu großen Teilen auf den Trainingsgrundlagen von Lydiard.